21 August 2005

Aaargh... Axe!

Heute hat es mich dahingerafft. Nicht im wörtlichen Sinne und auch nicht komplett, aber zumindest meine Geruchsnerven. Zum wiederholten Male. Schuld ist die Unilever AG. Klingt nach Autoreifen, aber der Geruch von vulkanisiertem Naturkautschuk ist um ein vielfaches Angenehmer als die chemischen Keulen die von der genannten Firma produziert werden.
So komme ich als bekennender Breitensportler aus der Dusche eines nicht weiter zu präzisierenden Fitnessunternehmens (hier dürfte es kaum Unterschiede geben, allenfalls Graustufen des Grauens) ahne nichts böses (eine aus humoristischer Sicht unverzichtbare Anmerkung um den Schock des ehrlich empörten Antagonisten zu unterstreichen) und eine massive Wand aus Geruch, ich bin versucht zu sagen: Gestank, schlägt mir entgegen. Und ich beinahe der Länge nach hin. Meine Geruchsnerven legen aus Notwehr einen Totalabsturz hin. AxeBacGammonRexona, wasweißich, hauptsache grauenhaft. Während ich meiner Nasenscheidewand beim kräuseln zufühle (zuhören gibts, zusehen ebenso, dann muss es auch zufühlen geben), kann ich live dem Phänomen beiwohnen dass ein Schock längst verloren geglaubte Erinnerungen von wer-weiß-wo zurückbringt:
Geruch kann man nämlich messen. Die Einheit heißt Olf. Das für sich ist zwar schon schön genug, aber es kommt noch besser. Ein Olf ist die Menge an Ausdünstungen die ein durchschnittlicher Mensch (nennen wir ihn Ulf) mit durchschnittlichen 1,8 m² Hautoberfläche ausdünstet. Allerdings nur dann, wenn Ulf durchschnittlich 0,7x pro Tag duscht/badet, täglich die Unterwäsche wechselt und einer sitzenden Tätigkeit nachgeht. Ein starker Raucher bringt bringt es auf 25 Ulf, äh Olf, und ein Athlet kommt auf 30 Olf. Um das zu überstinken muss ein Deo das kein Antitranspirant ist, also die Schweißbildung hemmt, schon massiv stinken. In meinem Fall waren das wohl an die 16 MegaOlf (MO). Genug für Hunde und empfindsamere Naturen um der Ohnmacht (Olfmacht?) anheim zu fallen. Allerdings reicht es zugegebenermaßen aus, um jegliche andere Geruchswahrnehmung zu unterbinden. Hm, vielleicht mit einer Ausnahme, dem Geruchs-GAU aus meiner Zivizeit. Nährmedium DMEM (Dulbecco's Modified Eagle Medium) mit Pilzbefall, sterilisiert bei paarundachzig Grad, dampfend warm ins Waschbecken entsorgt. Geruchsinfarkt. Nach wenigen Sekunden war ich dabei, freudig meinen gesamten Mageninhalt in den nächstgelegenen Mülleimer zu entleeren, und wenig später wurden die umliegenden Laborräume vorrübergehend entvölkert und ordentlich durchlüftet. Mein lieber Herr Gesangsverein. Der Geruch war irgendwie süßlich, würzig, wie x-fach konzentrierter Glutamatgeruch, und hat eher im Magen gewirkt als in der Nase, da aber verheerend. Geschätzte 2 TeraOlf. Da wäre auch AxeBacGammonRexona ohne Chance gewesen. Aber so auf freier Geruchsbahn reicht eine Ladung Billigdeo auf die Riechschleimhaut auch dicke aus um fast schon körperliche Schmerzen zu verursachen.

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09 August 2005

Auf der Suche nach besserem Bürokaffee

Heute hat's mich gepackt. Während ich wieder mal darauf warte, dass der Binker sein (langsames) Werk vollbringt und der obligatorische Langeweilekaffee mich in die Büroküche verschlägt. Natürlich ist der Kaffee alle. Eine Geruchsprobe an der leeren und quasi ausgespülten Kanne fördert Fürchterliches zu Tage. Kaffee aus einer Kanne die sogar restentleert nach verendetem Tier riecht kann nicht schmecken. Tut er auch nicht.
Der erste Kaffee am morgen wird netterweise vom Putzmann erstellt — nach dem Motto "je mehr Pulver, je lieber". Die Konsistenz der brackigen Flüssigkeit ist eher ölig, und der Geschmack lässt vermuten dass die Wasserquelle des erquickenden Aufgusses auch der Putzeimer gewesen sein könnte. Das sind natürlich nur Mutmaßungen. Der Kaffee ist ungemutmaßt und erwiesenermaßen fürchterlich. Man kriegt davon üblen Mundgeruch und produziert mehr Schweiß als man Flüssigkeit zu sich nimmt. Zu ertragen ist er nur mit reichlich Milch. Fettarmer H-Milch. Sicherlich, man kann sich selber Milch kaufen und in den Kaffee kippen — schmeckt wohl auch besser — aber die logistische Herausforderung, dauerhaft einen Vorrat an unvergorener Milch aufrecht zu erhalten ist einfach zu groß. Also wieder die fettarme H-Milch in die Plörre gekippt. Die Müdigkeit fordert ihren Tribut.
Besser sind die Folgekannen aber auch nicht. Schattenkaffee, laue Brühe oder Yetipisse sind nur ein paar der liebevollen Spitznamen die das drei-Löffel-pro-Kanne-Gebräu verdientermaßen trägt. Die wertvolle Hauptzutat ist — neben dem Bakteriengrundstock in der Kanne — das billigstmögliche Kaffeepulver vom Discounter der Wahl. Nichts gegen Discounter, aber Kaffee sollte nicht "Markus Mild" oder so ähnlich heißen.

Übrigens habe ich kürzlich einen Bericht über Kaffee gelesen und in den letzten zehn Jahren soll durch den Preiskrieg die Qualität des Kaffees massiv nachgelassen haben. Kann ich mir auch vorstellen angesichts der Preise zu der Kaffee (oder was man halt so nennt) mittlerweile verscheuert wird. Da verwundert es nicht, dass heute Bohnen selbstverständlich verarbeitet werden, die unlängst noch Ausschuß waren.

Wie dem auch sei. Ich stehe in der Küche und rieche an der Kanne. Bis mein Rechner das Video fertigkomprimiert hat wird wohl noch eine Weile vergehen. Also fange ich an, die diversen Kaffee-exponierten Teile der Maschine zu reinigen und die braune Patina zu entfernen.

Der Leser stelle sich hier bitte eine mit lustiger Musik unterlegte Zeitraffersequenz vor die mich betriebsam beim Schrubben der Kanne zeigt. Nun noch eine neue Charge in Auftrag geben und dabei die halbe Küche mit Kaffeepulver bepudern und dann folgt das bange Warten.

Ich gehe mir jetzt eine Tasse holen. Durchgelaufen müsste er sein...
Und die große Frage: Schmeckt er besser?

Nein.

Zum gewohnt säuerlichen und schrankartig abgestandenen Geschmack kommt eine leichte Spülinote, die aber auch nichts mehr verschlimmert. Mission failed.

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