29 Oktober 2006

Freitagabend in Kreuzberg

Eigentlich geplant als gemütliches Feierabendbier oder fünf, artete zu einem fröhlichen Stelldichein der verschiedenen Kleinkrämer aus, die uns Abos für Tageszeitungen und allerlei andere Dinge andrehen wollte.
Aber immer schön der Reihe nach.
Ich knabberte mit drei Freunden gemütlicherweise am zweiten Bier, als der erste Verkaufstross des Abends in unserer Stammkneipe aufkreuzte. Ihr Angebot: Die FAZ. Man muss dem Todesmut mit dem der eifrige Verkäufer auf unsere ausgelassene und absolut nicht intellektuell aussehende Vierergruppe zusteuerte schon einiges an Bewunderung zollen. Jedenfalls postierte er sich vor uns und spulte seine Verkaufsstory ab. Beste Zeitung Deutschlands, Saugut, wir sähen aus wie potentielle Leser, usw. Die Zwischenfrage nach Foto-Lovestories konnte ihn nicht aus dem Konzept bringen.
Jan, seines Zeichens Mainzer Jung wollte dann wissen ob die FAZ nicht eine Hessische Zeitung ist. Das verneinte der Zeitungsvertreter aber eifrig, vermutete er doch offenbar eine "Na dann nehmen wir sie nicht"-Suggestivfrage. Mehrfach nachgefragt, immer das selbe Ergebnis. Erstaunlicherweise wurde dann die von Christoph eingeworfene Zwischenfrage, ob das nicht dieses rechte Hetzblatt sei, vom offenbar mittlerweile recht verzweifelten und schon zum Gehen gewandten Krämerlein direkt bejaht, um vielleicht doch noch ein Probeabo loszuwerden. Fehlanzeige.
Daraufhin trollte er sich zu einem anderen Tisch. Kurz darauf nahm sein Kollege unseren Tisch (fälschlicherweise) als unbeackert wahr und machte sich daran, sein Programm bei uns herunterzuspulen, als er unvermittelt vom ersten Verkäufer an der Schulter aus dem Laden gezogen wurde, und zwar mit den Worten: "Nee lass mal, das ist ja wie bei Sieben Tage – Sieben Köpfe bei denen."
Also Abgang FAZ-Verkäufer, Auftritt Süddeutsche (ca. 10 Minuten, also ein Bier später). Dieser junge Herr war schon weitaus entspannter und ließ sich auch durch dumme Fragen nicht aus der Ruhe bringen. Also verlegten wir uns darauf, um eine Nichtigkeit zu Streiten, bis dem Verkäufer irgendwann der Geduldsfaden riss, er uns ein letztes Mal fragte ob einer von uns nicht ein komplett umsonstenes, sich selber nach 14 Tagen kündigendes, sowieso und überhaupt krass cooles Abo haben wolle. Nö, wollten wir aber nicht. Und dummerweise konnte ich auch meine längst abgelaufene SZ-Abo-Karte nicht finden.
Also Abgang SZ-Heini, Auftritt Polaroid-Mokel, geschätzt Indischer oder Pakistanischer Machart. "Wolle Foto?" hielt er uns eine Polaroid-Kamera aus den Sechzigern entgegen. Zwischenfrage: Werden die überhaupt noch noch hergestellt? Yep, hat eine Google-Suche ergeben. Jedenfalls hielt er uns nicht das aktuelle aber nichtsdestotrotz billig anmutende Teil ins Gesicht, sondern mehr die mit Türkis und Rosa abgesetzte Milli-Vanilli-Variante. Freudig lehnten wir ab. Freudig fragte er uns erneut. Abermals und weniger freudig verneinten wir. Ganz entschieden nicht freudig: Abgang Foto-Fuzzi.
Auftritt einer netten jungen Dame die für einen netten Billardsalon direkt um die Ecke Werbung machte, nur leider das Pech hatte, drei Grafikern einen fürchterlich Clipart-verseuchten Flyer unter die Nase zu halten. Abermals bla bla, abermals Abgang.
Was blieb:



Fällt was auf? Der Clipart-Heini hat abgesehen von seiner wirklich ungesunden Hautfarbe eine recht... eindeutige Frisur.



Jetzt klarer?
Trotzdem: Der Laden sieht nett aus, da werden wir bestimmt mal ein paar Kugeln schubsen. Das mit dem Flyer werden die bestimmt bald ändern...

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